RE: Britta Berger, die Beste der Besten - 25

Ich finde auch, dass die Karriere nicht zwangsweise das Wichtigste im Leben ist . Hendrik IST ja bereits sehr erfolgreich, er steht ja nicht am Anfang des Berufslebens. Ja, es ist eine Chance, aber er muss sie nicht ergreifen. Er wäre ja auch hier geblieben. In der angespannten Situation, die privat gerade herrscht, wäre ich zumindest gerne an der Seite der Familie geblieben. Ist halt immer eine Frage der Prioritäten, die man im Leben setzt, außer, man hat aus finanziellen Gründen keine Wahl. Das ist aber bei Britta und Hendrik sicher nicht so. Sie wollen aber beruflich immer höher, schneller, weiter.... Was die Kinder betrifft, finden sie sich mit Notlösungen ab. Meins wäre das nicht...

Ich sehe Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht als Notlösung an. Meine Mutter war auch vollzeit berufstätig, hat mich während ihres Promotionsstudiums bekommen, war danach in Lehre und Forschung eingebunden. Ich bin zwar auch eine Motzgurke geworden, aber trotzdem ist das für mich selbstverständlich, dass die Mütter nicht zuhause bleiben. Nur der Kinder wegen eine Auszeit nehmen halte ich nicht mehr für zeitgemäß. Was heißt zeitgemäß. Früher mussten die Frauen noch viel stärker mitarbeiten, um die Familie miternähren zu können. Diese Teilzeitmodelle sind doch ein Kind der Neuzeit. Jede Frau und jeder Mann sollte das für sich entscheiden können. Und ich habe nicht gehört, dass das für Britta eine Option ist. Und Hendrik ist ja auch wieder im Krankenhaus eingestiegen, weil ihn der andere Job nicht erfüllt hatte.

Unzeitgemäß ist, wenn die Auszeit hauptsächlich Mütter betreffen soll.
Dafür heißt das sehr richtig Elternzeit und tatsächlich war es zuletzt mein Mann, der die Vaterzeit genossen hat. Wenn ich etwas schmerzlich vermisst habe, dann die schönste Zeit mit Kind. Das haben dann später die Tagesmütter erleben dürfen. Weil ich das nicht verpassen wollte bei meiner Kleinen, habe ich mich für eine Auszeit entschieden. Ich habe das Glück jederzeit in meinen Beruf zurück zu können, wenn ich das will.
Was zeitgemäß ist oder nicht, das ist mir herzlich egal.

Du misst aber Britta nach Deinen Maßstäben und nicht nach ihren. Nur weil eine Mutter nicht nur Zeit mit ihrem Kind verbringen will, macht das sie zu keiner schlechteren Mutter oder bedeutet gar, dass sie ihr Kind nicht liebt.

Ja klar. Aber wir haben ja nun lange genug diskutiert, warum Lilli zum Problemkind geworden ist. Da gibt es für Britta einiges nachzuholen und dS braucht Zeit und Ruhe. Jemand, der sich so ungesund,fast schon verbissen an Karriere klammert, wird einem Kind wie Lilli nicht gerecht werden. Ich erinnere nochmal daran, welchen Ballast Britta aus eigener Kindheit mit der strengen Mutter herumschleppt.
Sie liebt Lilli sicher irgendwo, aber das wird komplett überlagert von dem, was Britta lebt und ihr wichtig ist.

Auch ein gesellschaftliches Tabu:

Web.de: Regretting Motherhood

SZ: Mutterschaft bereuen

So wie ich es sehe, trifft das aber auf Britta nicht zu. Mutter zu sein, bereut sie nicht, nur, dass sie für Lilly nicht die perfekte Mutter sein kann.

Ich glaube, ich muss klarstellen, dass ich überhaupt nicht der Meinung bin, Mütter dürften nicht berufstätig sein. Es geht um eine Auszeit, um Zeit und Ruhe für familiäre Erfordernisse zu haben.

Wenn ich merke, ich werde meinem Kind nicht mehr gerecht und es läuft aus dem Ruder, nützt diese Erkenntnis herzlich wenig.

Auszeiten sind aber nicht jedem Beruf und jeder Karriere zuträglich. Britta in ihrem Provinzkrankenhaus kann vielleicht ein Sabbatical nehmen, irgendeine Vertretung wird sich schon finden. Auf dem Weg zur Professur an der Uni ist das aber z. B. keine gute Idee, zumindest nicht in Deutschland und hoffentlich noch nicht. Ich hatte da vor einem Jahr einen Fall, da wurde einer Postdoktorandin signalisiert, dass sie, weil sie in ihrer Elternzeit keine einzige Publikation geschrieben hatte, die Professur mehr oder weniger vergessen kann.

Und da muss nun mal jeder entscheiden, zu welchen Abstrichen er bereit ist. Traurig finde ich, dass das in anderen Ländern deutlich besser funktioniert.

Es ist die Frage, was mir näher ist. Promotion, Professur, das gibt das Gefühl etwas Großes geschafft zu haben. Für mich, für andere, die mich vielleicht toll finden.
Aber weißt du, mit bald 40 und mit einem anstrengenden Berufsleben mit vielen Reisen weiß ich, wer ich bin und was ich kann. Mir sind meine Menschen jetzt einfach wichtiger. Und ich vermisse nichts. Wenn meine Kleinste zur Schule geht, stellt sich die Frage wieder
anders.

Zitat von Schwalbe im Beitrag #368

---

Wenn ich merke, ich werde meinem Kind nicht mehr gerecht und es läuft aus dem Ruder, nützt diese Erkenntnis herzlich wenig.

---

Zitat von Schwalbe im Beitrag #370

---

Wenn meine Kleinste zur Schule geht, stellt sich die Frage wieder
anders.

---

Zitat von Schwalbe im Beitrag #370

---

Es ist die Frage, was mir näher ist. Promotion, Professur, das gibt das Gefühl etwas Großes geschafft zu haben. Für mich, für andere, die mich vielleicht toll finden.
Aber weißt du, mit bald 40 und mit einem anstrengenden Berufsleben mit vielen Reisen weiß ich, wer ich bin und was ich kann. Mir sind meine Menschen jetzt einfach wichtiger. Und ich vermisse nichts. Wenn meine Kleinste zur Schule geht, stellt sich die Frage wieder
anders.

---

Britta findet es sicher gut, dass sie sich über die Karriere definiert, Lilly aber nicht. Sie beklagt, dass Britta keine Zeit für sie hat. Britta behauptet einerseits, Lilly sei das Wichtigste in ihrem Leben, lebt aber ganz was anderes. Hier ist nun schon so oft gesagt worden, dass nicht die Berufstätigkeit an sich das Problem ist, sondern Brittas Prioritäten, die sie setzt. Ich kenne viele berufstätige Eltern, die es ganz prima machen mit ihren Kindern. Außerdem brauchen nicht alle Kinder dieselbe Aufmerksamkeit. Es gibt Kleinkinder, die lieben es, in die Krippe zu gehen, andere aber gar nicht. Und da finde ich es schlimm, wenn sie trotzdem gezwungen sind. Bei Eltern, denen nichts anderes übrig bleibt, als beide zu arbeiten, weil das Geld sonst nicht reicht, lässt sich das nicht ändern. Bei Eltern, die beide Karriere machen wollen, aber schon. Die Vereinbarkeit von Kind und Beruf ist immer schwierig, aber im Zweifelsfall würde ich zumindest die Karriere immer zugunsten des Kindes zurückstellen. Nicht das Kind wollte geboren werden, sondern die Eltern wollten es. Also sind sie auch zuständig dafür, dass es ein gutes Leben hat, das ist zumindest meine Ansicht. Ob dann nun der Vater oder die Mutter oder abwechselnd beide mal beruflich kürzer treten, müssen die Eltern ausklamüsern. Es kann ja auch eine Tagesmutter sein, die zur Hauptbezugsperson wird. Das muss die Mutter dann aber verkraften, dass eine andere Frau alles Wichtige mit ihrem Kind eher erlebt als sie selbst. Ich habe nie gezeigt bekommen, dass Lilly eine verlässliche, stabile Betreuung hatte, sie wurde mal da, mal dort geparkt, wer grade bei 3 nicht auf dem Baum war, bekam das Kind in die Hand gedrückt bei nicht so seltenen Engpässen. Mag sein, dass es Kinder gibt, die das verkraften, Lilly hat es offenbar gar nicht gut getan.

Die Zeit für Lilly sollte sich Britta in ihrer Freizeit nehmen. Die hat sie ja auch. Es ist ja nicht so, dass Britta 24/7 in der Klinik ist. Sie hat den Fehler gemacht, in ihrer Freizeit weniger Zeit mit ihrer Tochter verbracht zu haben. Jetzt muss möchte sie das ändern. Es ist ja nicht so, dass Lilly verwahrlost ist. Britta hat versäumt, dem Kind zuzuhören und aber auch Grenzen zu setzen.

Sam spielt da eigtl. keine Rolle. Er hat eine Mutter, die sich kümmern muss, wenn der Vater weg ist.